Das Ziel vor Augen, den Duft des Wassers vom Gardasee fast schon in der Nase, die Windsbar mit den leckeren Cocktails im Hinterkopf, das obligatorische Zielweizen schon beinahe in der Hand…
Doch da war doch noch etwas, ach ja, der berühmte sechste Tag. Der im Vorfeld von unserem sich immer rührend um uns kümmernden Guide Manni als Königetappe ausgepriesene Tag.
Vom Refugio Barricata nach Posina, 2510HM und 102km Strecke, mit dem Rennrad ein Kinderspiel, mit dem Mountainbike auf anspruchsvoller Piste, naja, könnte schwierig werden.
Unser Typ vom Refugio meinte, ach keine Problema, nache Posina isse nixe schwierig, habe schlimmste von die Strecke scho geschaffe.
Was der und wir aber nicht wussten, Manni der unglaubliche Pfadfinder hat zwei Touren zusammengefügt mit vielen Trails und tollen anspruchsvollen Anstiegen und das alles nur damit wir Spaß haben, was für ein toller Typ dieser Müller.
Gegen 8:20 ging es los, von unserem Refugio in Grigno (Grims) über zunächst gut fahrbare Schotterwege mit moderater Steigung deutlich unter 10%. Es ging dann allerdings immer wieder über groben Schotter, man musste oder durfte das Radl auch zwischendurch schieben und so verging Stunde um Stunde auf den Schotterwegen von Asiago mit zum Teil tollen Ausblicken und landschaftlich wunderbaren Hotspots. Nach unserem ersten Höhepunkt auf 2059m folgten tolle zum teils schottrige Abfahrten und Trails. Am nächsten Anstieg durften wir dann mitten durch eine Schafherde radeln und ich muss sagen der Rainer ist zumindest was das määäähen angeht von einem Schaf kaum zu unterscheiden ;-)
Es folgte noch ein letzter Übergang auf nochmal knapp 2000hm mit toller Aussicht und einer Abfahrt immer am Abhang entlang was man vor allem den teilweise etwas ängstlich abfahrenden Italienern ansah (dafür waren die bergauf unschlagbar, ok, wenn Oli mal wirklich ernsthaft gefahren wäre….). Nach einer Pause und Pasta um 13 Uhr hatten wir nicht einmal die Hälfte unseres Tagesprogrammes absolviert und es wurden so langsam Alternativen gesucht. Ein paar Trails wurden umfahren so dass wir gegen 15:20 in dem kleinen Bergdorf Luserna (Lusern) eine urige Bar für einen kleinen Stopp nutzten. Die sehr nette Dame machte nicht nur das Geschäft des Tages mit uns sondern sie wusste zudem noch eine Alternative für unser Restprogramm. So einigten wir uns auf eine Straßenroute, immer Richtung Vicenza, dann irgendwann wäre Posina angeschrieben. Es folgte eine rasante Talfahrt auf Asphalt in einer Gruppe von 11 Radlern, denn Markus, unser zwölfter Mann, hat am Ende des fünften Tages das Chillen dem Wadenschmerz vorgezogen. Damit war auch das Straßenradfahren für den ein oder anderen geneigten Rennradlfahrer befriedigt. Das Wetter hielt auch an diesem Tag, die Temperaturen im Tal erreichten schließlich knapp die 40° Marke. Nach der letzten Abzweigung und der Gewissheit dass zum Schluss doch noch ein paar Höhenmeter zu absolvieren waren trieb uns unser Ausdauertier Oliver noch einmal an, einen Günterslebener Mountainbikekreisel zu fahren. Ich dachte das wäre Bier und Schnaps im Wechsel mit anschließendem Schwindel, aber es sollte eine rasante Auffahrt mit wechselnder Führung sein, schwindelig konnte es aber auch werden. Kurz nach 18 Uhr erreichten wir nach 96km und 1614hm unser Tagesziel Posina. In einer netten Kneipe am Straßenrand bestellten wir unser erstes Radler. Da unser Rudelführer Müller wie immer völlig entspannt, kaum schwitzend und ruhig atmend ein paar Minuten nach den Günterslebener Kreiselfahrern ankam wussten wir nicht genau wo unsere Unterkunft ist. Aber die nette Wirtin der Nachbarkneipe kam mit sehr entzückendem Blick auf uns zu und fragte „Wo ist Gruppe Müller?“, dann wussten wir wo es lang ging. Es geht nichts über reife italienische Frauen ;-)
Ein toller Abend folgte mit lecker Essen, lecker Wein und Schnäpschen. Vor der Kneipe konnte man draußen sitzen und Roman hatte einen Spruch nach dem anderen parat. (Einer kam zur Bundeswehr, entweder…oder) Zwischenzeitlich gab Michael Mack seinen Alpencrosssong zum Besten, die Stimmung war genial. Nur die Nacht….die Nacht war für Oliver, Roman und mich nicht so der Hit da wir zur Straße raus unser Zimmer hatten. Wir waren am nächsten Morgen „endgültig im Arsch“.
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