Am Morgen des dritten Tages begrüßten uns Sonnenstrahlen auf dem Balkon. Diese kamen gerade noch recht die letzten nassen Sachen
zu trocknen.
Es standen für den heutigen Tag nur 27 KM auf dem Programm. Dieses allerdings bei 1995 Höhenmetern. Wobei uns bewusst war das die
letzten bis zur Schneebergscharte ein Schiebe- bzw. Tragestück waren. Aber nach dem gestrigen Tag konnte ja gar nix Schlimmeres mehr kommen…
Also genossen wir erst mal in aller Ruhe ein sehr reichhaltiges Frühstück in der Pension Frick und starteten dann auch erst gegen
9.00 Uhr.
Bei einem kurzen Stopp in Sterzing wurde das gestern erworbene Rettungsrad erst einmal aufgepimmt. Nobby Nick sollten es für den
Rest der Tour schon sein. Uns auch seine „Top-In-Disco-Schläpple“ für Flat Pedals wurden gegen Alpencross taugliches Schuhwerk getauscht.
Die Zeit nutzte der Rest der Tuppe zum Vorräte auffüllen und Testen eines E-Bikes. Für mich das erste Mal- echt geil! Ein
kleiner Berg hinter dem Laden lud ein! Echt irre was da geht, zumindest mit vollem Akku. Es hatte sogar eine „Schiebeunterstützung!“ Aber schließlich sind wir Sportler und ehrgeizig! Jeder einzelne
Kilometer unserer Tour wird hart erkämpft. Das hilft es auch nicht das einzige Mädel zu sein!
Und so starteten wir dann endlich gegen 9.50 Richtung Ridnautal. Wir erklommen die ersten 450 Höhenmeter des Tages. Das Wetter meinte
es gut mit uns. Die Sonne verwöhnte uns und entsprechend gut war die Stimmung in der Truppe.
Recht bald erreichten wir dann auch das Landesbergbaumuseum. Ab dort ging es dann auf einem Schotterweg weitere 700 Höhenmeter
bis hoch zur Moarerbergalm auf 2112m. Das erste Stück forderte mit einer knackigen Steigung gleich viele, viele Körner. Der Rest der Strecke erwies sich dann glücklicherweise als angenehm
und „eigentlich“ komplett fahrbar.
Die Alm erreichten wir gegen 13.40! Die Spagetti schmeckten prima und waren für das nächste und letzte Stück des Tages auch wichtig.
Nächster Stopp – Schneebergscharte auf 2726!
600 Höhenmeter schieben und tragen. Lange genug angekündigt! Der Trupp teilte sich in zwei Gruppen. Manni und Andy begleiteten mich
während die anderen voran gingen. Tritt für Tritt gewannen wir an Höhe. Es war eine abenteuerliche Unternehmung. Der Blick zurück jedoch war Belohnung genug, auch ohne Regenbogen. Und sogar der wurde
geboten. Weiter oben sorgten größere Schneefelder dafür, dass ein richtiger Pfad oder Weg nicht mehr zu erkennen war. Oder man erkannte, dass das nächste Schneefeld ein Passieren des
kompletten Weges unmöglich machte. Aber ob steil oder noch steiler! Weg oder keiner! Große Steine oder Kleine! Das Ziel war die Scharte! Und die rückte näher.
Der Vortrupp hatte die Scharte schon erklommen. Zunächst ging es um einen Vorsprung- ziemlich spannend…ich konnte da nur ohne Rad
vorbei! Ich geb es ja nur ungern aus den Händen aber manchmal ist es einfach klüger! Die letzten ca. 10 Höhenmeter danach waren eine steile und verschneite Wand!
Steigung ca. 35%! Hysterisches Anweisen unserer „dem Tod knapp entkommener Freunde“ empfing uns. Du musst da lang! Zieh Dich am Rad hoch! Im Nachhinein macht sich bei mir immer noch ein Schmunzeln
breit. Aber das letzte Stück hatte es schon in sich. Ich bin dankbar dass ich ohne Radl hoch durfte. Durch die Anwesenheit eines anderen Trupps konnten wir von einem Seil profitieren. Die
Rücksäcke wurden nach oben gezogen. Die Räder zur Absicherung angebunden. Die Jungs stießen die Räder in den Schnee und zogen sich dann dran hoch! Und siehe da, alle oben! Alles
gut! Es war mittlerweile 17.15! 2½ Stunden Aufstieg die jede Mühe Wert waren. Ein Wahnsinns- Panorama und Stolz sind der Lohn!
Weiter unten war das Schneeberghaus schon zu erkennen. Was jetzt kam hatte ich auch noch nicht. Auf einem riesen Schneefeld hieß
es runter rutschen. Wir hatten Spaß, auch wenn der Schnee in den Schuhen dazu führte, dass die Füße aufweichten und entsprechend kalt waren.
Wieder auf dem Rad heiß es dann einen Weg suchen. Manchmal gar nicht so einfach. Und etwas holperig obendrein. Aber all erreichten
glücklich das Etappenziel Nummer 3!
Eine warme Dusche, ein gutes Bier und ein gutes Essen rundeten den Tag ab. Das MW-Achtelfinale der Deutschen gegen Algerien
sahen nicht mehr alle von uns. Aber das lauschen an der Matratze hatte sich jeder von uns wirklich verdient.
Die Erkenntnis des Tages: Ein Seil gehört zur Ausstattung für einen Alpencross!
© Mirella